Business Knigge

Ob Etikette oder Knigge – das richtige, passende und angemessene Verhalten im beruflichen Umfeld wird zunehmend zu einem wichtigen Unterscheidungskriterium – im Bewerbungsprozess und für die Karriere.

Anstoßen
Bei fast jedem Fest, jedem Aperitif lassen Gäste Gläser klingen. Ein schöner, alter Brauch – aber häufig unangebracht. Nur mit Wein, Champagner oder Sekt wird angestoßen, nicht aber mit Bier-, Longdrink- oder Milchkaffeegläsern. Bei Geschäftstreffen wird heute meist ganz darauf verzichtet. Vornehmer ist, das Glas lediglich anzuheben, sich zuzunicken und zuzuprosten!
Begrüßen
Die entscheidende Frage: Wo? Privat: Hier grüßt immer der, der dazukommt oder den anderen zuerst sieht. Geschäftlich: Jetzt zählt allein die Hierarchie. Zuerst der Gast, dann der Ranghöhere: Begegnet man dem Chef im Aufzug, wird der zuerst begrüßt – egal, ob Mann oder Frau; egal, ob er hereinkommt oder man selbst. Und nur der Vorgesetzte entscheidet, ob er beim Erwidern des Grußes die Hand reicht
Casual
Die Globalisierung wirkt längst auf die Kleiderfrage. Der Dresscode „Casual“ herrscht in den Unternehmen wenn überhaupt, dann nur („Casual Friday“) oder in Urlaubszeiten. Casual bedeutet gehobene Freizeitkleidung, keine kurzen Hosen oder gar Badeschlappen. Für ihn bedeutet das: gebügelte Baumwollhose, Polo- oder offenes Hemd (nie mehr als zwei Knöpfe!) und Sakko oder Pullover, keine Krawatte. Für sie: Jeans mit Twinset oder T-Shirt mit Blazer. Das gilt aber nur für Tage ohne Kundenkontakt! Verwandt damit ist „Smart Casual“. Dieser herrscht meist bei Einladungen, die unmittelbar nach der Arbeit beginnen – also Empfänge, Vorträge, Ausstellungen, Geschäftsessen. Hier ist konservative Geschäftskleidung erlaubt, aber keine Brauntöne, auch nicht bei den Schuhen. Darüber hinaus gibt es noch „Cocktail“ bei eleganten Partys und Vernissagen nach 16 Uhr. Er: hochgeschlossener dunkler Anzug, Hose mit Bügelfalte, Hemd, dunkle Krawatte und lässigen Schnürschuh. Sie: das kleine Schwarze. Schultern, Dekollete und Bein (Knie abwärts) dürfen gezeigt werden. Ob Frau Strümpfe tragen muss oder nicht, hängt von der Branche und der Rocklänge ab. Bei Kundenterminen werden immer Nylons getragen und die Schuhe müssen vorne geschlossenen sein. Zum perfekten Outfit der Männer wiederum gehört ein langärmliges Hemd – ohne T-Shirt darunter. Sakko oder Krawatte ablegen, Knöpfe öffnen und Ärmel hochkrempeln geht bei Geschäftsterminen nur, wenn der Ranghöchste der Runde es vormacht.
Duzen
Das Duzen darf nur der Vorgesetzte anbieten, nicht zwingend der Ältere – und es darf auch abgelehnt werden. Für das „Du“ reicht ein Handschlag. Bekommen Sie von einem Vorgesetzten auf einer Feier zu fortgeschrittener Stunde und unter Alkoholeinfluss das Du angeboten, halten Sie sich am nächsten Morgen mit der neu gewonnenen Anrede zurück! Sprechen Sie den Vorgesetzten besser per Sie an. Sollte er darauf verweisen, Sie hätten sich doch auf „Du“ geeinigt, können Sie bedenkenlos umschalten, im angelsächsischen Raum werden Geschäftspartner oder Kollegen ohnehin oft mit dem Vornamen angesprochen. Um bei internationalen Verhandlungen höflich und parkettsicher zu erscheinen, sollten Sie sich im Vorfeld mit ihrem Vorgesetzten oder Kollegen auf ein temporäres „Du“ verständigen. Selbstverständlich kehren Sie nach der Besprechung zum „Sie“ zurück.
Esskultur
Wer keine hat, sollte das schleunigst ändern. Denn darüber stolpern die meisten Bewerber. Stichwort Alkohol: Er darf immer abgelehnt werden – auch wenn Sie eingeladen wurden, ohne Angabe von Gründen. Auch der Gastgeber kann Alkohol ausschenken, selbst aber Wasser trinken. Gibt es vor dem Essen einen Aperitif, wird dieser später nicht persönlich an den Tisch getragen – das erledigen Kellner. Im Freundes oder vertrauten Kollegenkreis wünscht man sich „guten Appetit“. Niemals „Mahlzeit“! Beim Business-Lunch wirkt allerdings leichtes Kopfnicken eleganter. Stichwort Getränke: Die alte Regel „weißes Fleisch – weißer Wein, rotes Fleisch – roter Wein“ ist überholt. Erlaubt ist, was schmeckt. Zum ersten Schluck jedoch fordert allein der Gastgeber auf. Stichwort Serviette: Sie wird ausgebreitet und einmal gefaltet stets auf den Schoß gelegt. Ausnahme: Hummer- oder Krebsessen. Hier darf sie um den Hals gebunden werden. Sollte der Stoff während des Essens versehentlich auf den Boden fallen, bitten Sie das Personal, ihnen eine neue zu geben. Nicht aufheben! Wer kurz aufstehen muss, legt die Serviette locker zusammen, links neben den Teller (amerikanisch: auf den Stuhl). Der Gastgeber deutet mit derselben Geste an, dass das Essen beendet ist. Bis dahin lassen die Gäste die Serviette auf ihrem Schoß, und wie Etikette-Trainer beklagen, wird die wichtigste Tischmanier bei fast jedem Geschäftsessen verletzt: Viele Manager reden mit vollem Mund!
Flugzeug
Sie betreten die Maschine, suchen Ihren Platz und setzen sich hin. Falsch! Zuvor werden erst die Sitznachbarn freundlich gegrüßt. Gleiches gilt für die Verabschiedung nach der Landung. Gerade in der engen Economy-Class gehört es zur Kinderstube, sich möglichst schmal zu machen. Dem Passagier in der Mitte stehen die Lehnen links und rechts zu, er kann sich am wenigsten bewegen. Auf Gang- und Fensterplatz bekommen je eine Armlehne. Falls Sie aufstehen müssen, sollten Sie sich nicht mit den Händen am Vordersitz festhalten: Beim Loslassen federt der sonst zurück und schleudert den Vordermann aus dem Schlaf. Gleiches gilt für ständiges Hoch- und Runterklappen der Rückenlehne – das belästigt den Hintermann. Weder in Linien- noch in Charterflügen wird nach einer Landung geklatscht – das ist eine Unsitte ängstlicher Touristen! Kurzes Dankeschön ans Personal, sobald man aussteigt, reicht.
Gerüche
Haben große Wirkung. Ein guter, exklusiver Duft – egal, ob an Mann oder Frau – ist Ausdruck von Individualität und Geschmack. Aber bitte nicht übertreiben! Parfüm oder Eau de Toilette darf nur aus nächster Nähe (maximal 50 Zentimeter) zu riechen sein. Es soll eine Note sein, keine Betäubung. Odeurs, die Aufzüge oder ganze Büroetagen beduften, sind eine Frechheit! Umgekehrt ist natürlich Körper- oder Schweißgeruch ebenso zu vermeiden.
Handschlag
Sind Sie der Chef? Dann kann Ihnen keiner die Hand reichen. Das darf nur der Ranghöhere – reichen, nicht schütteln! Ein kurzer, fester Druck von maximal zwei Sekunden ist genau richtig. Der Handschlag ist zugleich Körperkontakt- und verringert somit Distanz. Die Deutsche Sitte des Händeschütteins wirkt in anderen Ländern deshalb bedrängend. In Skandinavien und den Benelux-Ländern etwa reicht man sich deutlich seltener die Hände, Körperkontakt wird auf das Nötigste beschränkt. Gleiches gilt für die USA. In Südafrika oder in der britischen Oberschicht ist Händeschütteln, beziehungsweise Körperkontakt sogar gänzlich verpönt. Südamerika, Russland oder der vordere Orient gelten dagegen als „Kontaktkulturen“. Hier begrüßt man sich mit Küsschen, Umarmungen, beidhändigem Händeschütteln oder Schulterklopfen. Hinzu kommen religiöse Besonderheiten: In islamischen Ländern berühren sich öffentlich nur Menschen gleichen Geschlechts. Gleiches gilt für Indien. Im buddhistischen Raum wiederum sollte man keine Kinder am Kopf berühren. Er gilt als Wohnort von Geist und Seele. Da diese bei Kindern dem Glauben nach noch nicht gefestigt sind, könnten sie Schaden dadurch nehmen. Abgeschwächt findet man diesen Brauch auch im arabischen Raum.
Internet
Das World Wide Web ist kein etikettefreier Raum. Hier herrscht die „Netikette“, die sich nur unmerklich von der realen Etikette unterscheidet. Beispiel E-Mails: Sie sind wie ein handschriftlicher Brief zu behandeln – mit Anrede, Schlussformel, richtiger Rechtschreibung und Grammatik. Einziger Unterschied: die so genannten Emoticons. Sie sind erlaubt, weil sie dem Leser helfen, beispielsweise Ironie oder den Tonfall einer Formulierung zu erkennen. Auch bei Online-Bewerbungen müssen formale Regeln wie Rechtschreibung oder richtige Anrede erfüllt werden. Hinzu kommt: Das Netz ist ein schnelles Medium. Mehr noch als bei gedruckten Schriftstücken zählt hier die Devise: Fasse dich kurz, sei präzise – und bleibe dabei immer höflich!
Jackett
Männersakkos haben inzwischen diverse Formen und Knopfleisten. Unabhängig von aktuellen Modetrends bleibt die kniffligste Frage: Welche Knöpfe werden geschlossen, welche bleiben offen? Die Antwort: Zweireiher bleiben immer geschlossen, egal wie heiß es ist. Zwei-Knopf-Sakko: ein Knopf geschlossen, wahlweise der untere oder der obere. Drei-Knopf-Sakko: zwei Alternativen – die beiden oberen Knöpfe geschlossen oder nur der mittlere. Vier-Knopf-Sakko: die beiden mittleren oder die drei oberen Knöpfe schließen. Fünf-Knopf-Sakko: alle Knöpfe bis auf den untersten geschlossen. Frack: wird immer offen getragen. Weste: alle Knöpfe bis auf den untersten bleiben dauerhaft geschlossen. Beim Hinsetzen können alle Sakko-Knöpfe geöffnet werden, Ausnahme: der Zweireiher, bleibt immer zu! Beim Aufstehen – etwa um jemandem die Hand zu geben – werden die Knöpfe vorher wieder geschlossen. Und: Unter Sakkos trägt man nie kurzärmlige Hemden. Die Hemdmanschette endet knapp über dem Handrücken und schaut einen Zentimeter unter dem Jackett heraus. Der Hemdkragen liegt eng an und ragt ebenfalls einen Zentimeter aus dem Anzug heraus, in Gegenwart einer Dame gilt es weiterhin als stillos, das Sakko abzulegen.
Körpersprache
Selbst wenn wir schweigen, spricht unser Körper. Das Problem dabei sind Gesten, die je nach Land unterschiedliche Bedeutung haben. Was bei uns in Deutschland bedeutet, jemand wird „einen Kopf kürzer gemacht“, heißt in Polen, Russland oder der Ukraine, dass derjenige betrunken ist. Der zu einem Ring geformte Daumen und Zeigefinger wiederum steht in den USA und Nordeuropa für „Okay, gut“, in Belgien und Tunesien für „Null“, in Japan für „Geld“, in Südamerika für „Perfektion“, in Frankreich für „süperb, lecker“, in vielen anderen Länder ist es eine Beleidigung (Zeichen für „Anus“). Vorsicht auch bei direktem Blickkontakt. In westlichen Ländern steht direkter Augenkontakt für Tugend, Charakterstärke und Aufrichtigkeit – in Asien ist er schlicht unhöflich. In Afrika ist es sogar frech Vorgesetzte anzustarren, Untergebene vermeiden deshalb Augenkontakt. Oder Fingerzeigen. Wer sich selbst meint, zeigt in Deutschland mit dem Finger auf die Brust; Japaner verstehen dies nicht – sie zeigen dazu auf die eigene Nase. Wer wiederum in seiner Rede Wichtiges unterstreichen will, wird hier zu Lande den Zeigefinger erheben oder mit diesem auf einen imaginären Punkt abwärts „hacken“. In Indien gilt diese Geste als grob beleidigend.
Lobster
Richtiges Hummeressen ist ein Klassiker, und nicht schwer: Das Scherenfleisch wird mit den Zacken der Hummergabel herausgezogen, der Rest mit Messer und Gabel des Menübestecks gegessen. Andere Speise-Besonderheiten: Couvert-Brot wird keinesfalls wie ein Butterbrot bestrichen. Richtig: mundgerechte Stücke abbrechen, bestreichen und mit der linken Hand essen. Fisch: Wird dieser im Ganzen serviert, werden zuerst Flossen entfernt, dann mit dem Fischmesser von Kopf bis Schwanz die Filets geteilt, der Fisch aufgeklappt und die Gräten in einem gelöst. Sie kommen auf einen Extrateiler. Bei Forellen nicht die Bäckchen (liegen hinter den Kiemen) vergessen. Delikatesse! Geräucherter Fisch dagegen wird mit normalem Besteck gegessen. Ebenso Hähnchen. Nur wenn es nicht anders geht, darf man bei Geflügel die Hände hinzuziehen. Fingerschale danach benutzen! Apropos Fingerfood: Artischocken, Austern, Canapés, Garnelen, Muscheln, Spare-Ribs und Wachteln dürfen mit den Fingern gegessen werden. Suppen sind übrigens ein Knigge-Minenfeld: nicht pusten, nicht schlürfen, nicht mit dem Brot tunken, Löffel nicht mit den Zähnen berühren! Teller dürfen für den Suppenrest angehoben werden.
Make-up
Die Außenwirkung ist ein wesentlicher Baustein für die Karriere. Gepflegte Kleidung, Hände und Haare gehören zu gutem Stil einfach dazu. Bei Männern wie Frauen. Dasselbe gilt für das richtige, dezente Make-up: Unnötig zu erwähnen, dass zu viel davon, zu schrille Farben oder Glitzereffekte jede Trägerin als unseriös disqualifizieren. Der Grund ist derselbe wie bei zu kurzen Röcken oder aufreizender Kleidung, zu vermeiden ist alles, was vom Wesentlichen ablenkt. Im Business kommt es allein auf Leistung, fachliche Kompetenz und Seriosität an. Aus dem Grund sollten Frauen bei Tisch auch niemals ihr Make-up auffrischen, sondern sich dazu diskret zurückziehen. Auf Make-up ganz zu verzichten, ist jedoch falsch.
Niesen
Nieser unterscheiden sich in zwei Gruppen: die Unterdrücker und die Windmaschinen. Egal zu welchem Typ Sie gehören – wenden Sie sich dabei ab! Besser noch Sie benutzen ein Taschentuch. Ansonsten die linke Hand. Mit der rechten geben Sie vielleicht später noch jemandem die Hand. In einigen Kulturen gilt die Rechte sogar als besonders rein, nur mit ihr wird gegessen. Wer vorher in sie hineinniest, könnte genauso gut ins Essen spucken. Haben Sie bei Tisch eine Niesattacke sowie links und rechts Tisch-Nachbarn, dann rucken Sie mit dem Stuhl etwas zurück und niesen ebenfalls nach links (wegen der linken Hand). Danach entschuldigen Sie sich kurz und leise. „Gesundheit!“ wird nicht mehr gewünscht. Husten wird ja auch nicht kommentiert.
Ohrringe
Schmuck hat seit Urzeiten hohe Symbolkraft, im Berufsleben ist Zierrat – bei Frauen mehr als bei Männern – akzeptiert, sollte aber dezent eingesetzt werden. Bei Männern zeigt sich guter Stil in der Askese: Mehr als Manschettenknöpfe, eine edle Uhr und ein Ring schmücken ihn nicht. Fallen die Manschettenknöpfe weg, geht auch ein zweiter Ring. Ob Ringe auch die Ohren zieren dürfen, hängt weit gehend von der Branche ab. Im Zweifel besser verzichten. Sichtbare Piercings sind weiterhin tabu – bei beiderlei Geschlecht. Modeschmuck tragen dagegen nur die Frauen. Als Beiwerk eingesetzt, ist er durchaus schick, darf aber nie mit echtem Schmuck kombiniert werden. Auf Imitationen sollte man gänzlich verzichten: Etwa als Träger einer falschen Rolex enttarnt zu werden, degradiert einen zum Blender und ist peinlich.
Privatsphäre
Wer ins Büro eines Kollegen oder Mitarbeiters stürmt, den Stuhl zu sich heranzieht, sich hinsetzt und lospoltert, brüskiert den anderen und verletzt sein Territorium. Auch im Unternehmen gibt es Schutz-, beziehungsweise Distanzzonen. Das Büro gehört dazu! Egal, ob Vorgesetzter oder Kollege – zuerst wird angeklopft, dann gefragt, ob man stört, dann kann man eintreten oder einen späteren Termin vereinbaren. Mitarbeiter sind keine Sklaven, die Privatsphäre ist deshalb heilig. Auch beim Plausch auf dem Flur oder im Meeting: in unseren Breiten empfinden Menschen eine Distanz von 60 Zentimetern als Intimzone – diese ist nur engen Freunden vorbehalten! Ein Meter ist nahe genug für Geschäftsdialoge, ein bis zwei Meter bei Gruppen, wer dennoch Gemeinsamkeiten betonen und vertrauen herstellen will erreicht das besser, indem er Körperhaltung, Sprechweise und Wortwahl angleicht.
Quittung
Wenn Sie im Restaurant die Rechnung möchten, rufen Sie bitte nicht „Herr Ober“! Blickkontakt reicht. Besser noch Sie begleichen die Rechnung vom Tisch entfernt, so dass Ihre Gäste davon nichts mitbekommen. Trinkgeld (engl. „Tip“ = to improve promptness) bekommen nur Angestellte, nie der Besitzer (Restaurant, Friseur, Taxi). Fünf bis zehn Prozent sind in Deutschland üblich, im Ausland mindestens 10, besser 15 Prozent.
Rede
Wer eine Tischrede halten will, hat mindestens zwei Tage vorher den Gastgeber darüber zu informieren. Der legt dann eine bestimmte Reihenfolge fest und teilt sie den Rednern sowie Küche und Personal mit. Während der Rede wird weder serviert, nachgeschenkt, gegessen, getrunken, noch das Gespräch mit dem Tischnachbarn fortgesetzt. Tischreden werden deshalb meist erst zwischen Hauptgang und Dessert gehalten. Dann sind alle satt. Reden sollten nicht länger als 10 Minuten dauern, Gäste sind nun mal durstig. Die Begrüßungsrede steht allein dem Gastgeber zu. Sie wird beim Aperitif im Stehen gehalten oder unmittelbar nach dem Servieren der ersten (kalten) Vorspeise. Dazu erhebt sich der Gastgeber vom Stuhl und wartet, bis die Gäste ruhig geworden sind. Nicht ans Glas klopfen – unfein! Das gilt erst recht für Tischnachbarn. Blickkontakte sind souveräner. Nach der Begrüßung darf maximal eine Rede folgen. Sie wird üblicherweise von der ranghöchsten Person an der Tafel gehalten, inhaltlich ist alles erlaubt, was keinen der Anwesenden kritisiert und alle erheitert. Bei einem Businesslunch ist ein Lob des Geschäftspartners wichtig.
Smalltalk
Smalltalk ist eine hohe Kunst. Vor allem international ist das lockere Parlieren Geschäftsgrundlage. Wer sich so unverbindlich austauscht, lernt sich kennen, betont Gemeinsamkeiten, schafft eine gute Atmosphäre. Das ist das ganze Geheimnis und zugleich der Leitfaden für mögliche Themen: Ein erster Einstieg können Gespräche rund um den Ortsein, an dem man sich trifft. Alternativ eignen sich auch der Anlass, das Essen, die Zusammenstellung des Menüs sowie die Qualität der Getränke. Alle Bemerkungen müssen aber stets positiv sein! Weitere Einstiege sind gemeinsame Bekannte, Kunst, Musik, besuchte Städte in aller Welt, Urlaubs- oder Geschäftsreisen, Speisen und Getränke, Sport, TV-Sendungen und Hobbys. Notfalls auch das Wetter. Tabu sind dagegen Kritik, selbst wenn sie Dritte betrifft, politische, religiöse und andere weltanschauliche Diskussionen sowie Gespräche über Krankheiten, Gebrechen und Tod.
Telefon
Das Telefon ist Hauptkommunikationsmedium und daher eines der wichtigsten Aushängeschilder. Die Grundregeln: Wer anruft, grüßt und stellt sich selbstverständlich vor; wer angerufen wird, meldet sich mit Nachnamen oder mit Vor- und Nachnamen, nicht aber in der dritten Person mit „Herr“ oder „Frau“ („Hier ist Herr Müller“), Die meisten Fauxpas passieren heute jedoch mit dem Handy: Brüllend laute, obszöne und pseudo-witzige Klingeltöne manövrieren jeden Angerufenen sofort ins Aus. Deutlich diskreter ist der Vibrationsalarm. Wer schon an öffentlichen Orten, etwa in der Bahn oder im Restaurant telefonieren muss, spricht leise und nennt keine Namen – man weiß nie, wer mithört. Das Flirten mit dem Partner oder der Austausch von Banalitäten („Soll ich nachher noch Brot mitbringen? “) verbieten sich in Anwesenheit von Dritten. Wer jemanden zufällig im Auto anruft, fragt, ob es gerade passt – oder erkundigt sich nach einem Alternativtermin. Der andere muss schließlich ein Auto lenken, und falls Sie sich mit jemandem treffen, hat das Handy nichts auf dem Tisch verloren! Das signalisiert: „Du bist mir weniger wichtig als ein Anruf. “ Nur wenn ein wichtiger Anruf erwartet wird, darf es an bleiben – dann aber wird auch der Tischnachbar darüber informiert.
Umgangssprache
Klingt banal, ist aber heute in vielen Bewerbungsgesprächen ein K.O.-Kriterium: Wer sich nicht gewählt und präzise ausdrückt, nicht in ganzen, geraden Sätzen spricht, kann die Karriere vergessen. Eine angepasste, stilvolle Sprache ist vielleicht die wichtigste Etiketteregel. Denn wer sich verbal auf die Situation und sein Gegenüber einstellen kann, betont soziale Kompetenz, stellt emotionale Nähe sowie Vertrauen her. Kraftausdrücke, Slang, Modesprache, Dialekte gehören deshalb allein in die Freizeit und sollten auch hier zum Anlass passen.
Visitenkarte
Wird auf keinen Fall ungelesen weggesteckt. Besser ist, die Visitenkarte kurz zu überfliegen und auf eventuell vorhandene Titel achten, die mündlich nicht vorgestellt wurden. Bei einem Treffen übergibt der Gast als Erster seine Karte – in Gruppen erhält sie zuerst der Ranghöchste. Ist eine Hierarchie nicht erkennbar, werden die Karten der Reihe nach verteilt, beginnend mit der Ihnen nächsten Person. Natürlich überreichen Sie nur saubere und aktuelle Karten. Haben sich Adresse oder Durchwahl geändert, sollte man spätestens eine Woche danach neue Karten haben.
White Tie
Der Dresscode für hochoffizielle Abendanlässe und Bälle. Der Mann trägt dazu schwarzen Frack und Hose, weiße Weste mit tiefem Ausschnitt, Stehkragenhemd mit umgebogenen Ecken und verdeckter Knopfleiste, weiße Fliege, Lackschuhe. Sie trägt ein bodenlanges Abendkleid in Schwarz, Weiß oder Grau (Schultern bei der Ankunft bedeckt). Strumpfhosen werden bei keiner offiziellen Veranstaltung weggelassen. Das Pendant dazu heißt „BlackTie“: Wird ebenfalls bei offiziellen Abendanlässen oder Dinner verlangt. Er trägt dann einen schwarzen Smoking, Hemd mit verstärktem Kragen und Doppelmanschetten, Kummerbund und Einstecktuch, schwarze Fliege, schwarze Schuhe. Sie trägt eine schwarze lange Robe, Abendtasche (kleiner als der Kopf), schwarze, vorne geschlossene Schuhe (dürfen an der Ferse offen sein). Farbige Accessoires nicht übertreiben!
Gastgeschenke
Heute gehört es zum guten Ton, insbesondere bei privaten Einladungen, ein kleines Präsent zu überbringen. Falls Sie Blumen verschenken wollen: Sträuße werden immer mit einer Begleitkarte und nie im Einwickelpapier überreicht – und stets mit beiden Händen entgegengenommen! Treffen Paare aufeinander, überreicht der Mann der Gastgeberin den Strauß. Weibliche Singles tun das ebenfalls. Geschenke müssen vom Gastgeber nicht sofort ausgepackt werden. Im Laufe des Abends, zu passender Gelegenheit reicht völlig. Das zu vergessen, wäre allerdings eine Beleidigung. Wer zu seinem Chef und einem geschäftlichen Termin nach Hause eingeladen wird, braucht kein Geschenk mitbringen. Kümmert sich dessen Partner jedoch um die Gäste, sollte man am nächsten Tag Blumen schicken.
Y-Chromosom
Klingt banal, ist aber heute in vielen Bewerbungsgesprächen ein K.O.-Kriterium: Wer sich nicht gewählt und präzise ausdrückt, nicht in ganzen, geraden Sätzen spricht, kann die Karriere vergessen. Eine angepasste, stilvolle Sprache ist vielleicht die wichtigste Etiketteregel. Denn wer sich verbal auf die Situation und sein Gegenüber einstellen kann, betont soziale Kompetenz, stellt emotionale Nähe sowie Vertrauen her. Kraftausdrücke, Slang, Modesprache, Dialekte gehören deshalb allein in die Freizeit und sollten auch hier zum Anlass passen.
Zuverlässigkeit
Höfliche Menschen sind pünktlich. Auch Vorgesetzte, die ihren Rang gerne mal damit dokumentieren, dass alle anderen auf sie warten müssen. Überpünktlichkeit ist bei einer Einladung jedoch unhöflich. Meist wird noch bis zum letzten Moment vorbereitet. Bei Veranstaltungen mit freier Platzwahl wirkt es zudem Unsouverän und gierig, zu früh zu kommen. Etwas verspäten (maximal eine Stunde) darf man sich bei Firmenfesten, Cocktailempfängen, Modeschauen oder Einladungen, auf denen „c.t.“ (cum tempore) vermerkt ist. Bei „s.t.“ (sine tempore) erscheinen Sie auf die Minute genau.